Meine schönsten Bühnen 2018

Anfang dieses Jahres ist mir aufgefallen, dass ich mich im Vergleich zum Vorjahr ganz schön zurückhalte, was meine Bühnenpräsenz angeht. Woran das liegt? An meinen Prioritäten, denke ich. Zeit mit Freunden, dem Liebsten, auf der Couch relaxen: All das ist mir in meiner Freizeit irgendwie doch wichtiger geworden. Werde ich alt? Ja, schon. Aber andererseits habe ich mich im letzten Jahr doch auch öfter gefragt: Warum tust du dir das an? Insgesamt waren bei den (für meine Verhältnisse) vielen Auftritten dann doch einige Enttäuschungen dabei. Ich rede von Ellbogenmentalität oder Desinteresse hinter der Bühne, keinerlei Feedback untereinander oder Herzlichkeit. Klar, Touren und Lesen ist nicht mein Job, sondern für mich immer eine Herzensangelegenheit - ich gehe da einfach anders ran als viele andere.  Aber mittlerweile überlege ich mir zweimal, wie ich meine Abende oder Wochenenden verbringen möchte. Und ob 5 Minuten Bühne das ganze Drumherum wirklich rechtfertigen. Von all den vielen Erfahrungen 2018 gibt es auf jeden Fall einige, an die ich wirklich gern zurück denke: Poetry Slams und Lesungen. Oft mit lieben Freundinnen und Freunden im Publikum, deren Unterstützung mir viel bedeutet. Und Spaß gemacht hat mir das turbulente Jahr auf jeden Fall! :)


Max rademann Show

Februar 2018: Lampenfieber als Solokünstlerin und spontane Playback-Einlage.

Mein wohl ungewöhnlichster Auftritt. Seit die Anfrage kam, habe ich mich gefreut wie Bolle: Als eine von zwei Gästen in der Max Rademann Show. Neu für mich: Sonst trete ich ja eher als Teil einer Gemeinschaft auf. Oder eben bei Poetry Slams mit einem Slot von maximal 7 Minuten. Hui! Max Rademann lernte ich bei verschiedenen Lesungen (unter anderem als Kinderbuchautor und -illustrator) kennen und schätzen und besuchte seine neue Show in Leipzig bisher aus der Publikumsperspektive. Super aufgeregt startete ich in den Abend und fühlte mich dann, dank Max, doch so wohl wie selten: Gemeinsam mit Alf Ator von Knorkator meisterte ich alle Interviewfragen und den Vortrag meiner Texte. Im Hinterkopf hatte ich noch den Hinweis auf eine spontane Einlage, bei der mich Alf im zweiten Teil der Show bräuchte. "Klar, kein Problem." (Nächstes Mal: Erst denken, dann sprechen.) Das Ende vom Lied: Ich sang Playback einen üblen Schlager, in dem ich dem Publikum meine Liebe zu Alf Ator gestand. Haha, was soll ich sagen ... Ich hab es durchgezogen. Und es hat sogar Spaß gemacht. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich nicht wusste, was auf mich zukam.


Limitjazz Poetry Slam, Dresden

Februar 2018: Zwei-Tages-Tour-Premiere: Reinfall oder Riesenspaß?

Meine erste Tour! Sprich: Zwei Auftritte hintereinander in zwei verschiedenenen Städten. Untergebracht sein mit anderen Slamer*innen, die ich kaum oder nicht kenne. Für mich totales Neuland! Wohnen im Dresdner Hostel, Auftritte in Zittau und Dresden. Extra dafür Urlaub nehmen. Im schlimmsten Fall: Auf engstem Raum mit Kerlen, die nur platte Witze reißen oder Slammer*innen, die sich alle schon jahrelang kennen und nur über ihre Titel sprechen. Eine Gruppe, an die ich keinen Anschluss finden kann oder möchte. Das machte mich nervös. Und dann trat der bestmögliche Fall ein: Bei der Ankunft in Zittau wurde ich freundlich empfangen und bald schon lachte ich nicht nur über die Witze von Jesko, Pascal und Gerard, sondern riss selbst welche, haha. Die Unterbringung war entspannt, der Transfer von Ort zu Ort klappte und sonstige Organisation wie Verpflegung durch Veranstalter Juri liefen gut. Der Austausch über Texte half mir und beide Auftritte machten wirklich Spaß - einmal aufgrund des Feedbacks aus dem Publikum (vgl. Blogartikel dazu) und auch durch die Impro der Band, die unsere Texte am zweiten Abend auf der Bühne in Dresden begleitete. Vor vollem Haus in der Dresdener Schauburg! Ganz schön überwältigend. Diese Zeit werde ich jedenfalls nicht so schnell vergessen. Bemerkenswert, wie fix sich Insiderwitze und Klassenfahrt-Stimmung entwickeln und auf alle übergreifen. Für mich ein schöner Urlaub voller spannender Erfahrungen (auch über mich selbst) und neuer Kontakte. 


Der Durstige Pegasus

März 2018: Kleiner Rahmen und gut geführte Diskussion.

"Der durstige Pegasus" hat als monatliche Lesebühne lange Traditon in Leipzig und besteht bereits seit 1974. Zum Thema "Lesung vs. Poetry Slam" wurde ich als Gast eingeladen - und musste mich dafür noch nicht einmal auf eine Seite schlagen. Ich trug etwas Performatives und im Gegenzug noch einige Gedichte vor. Gemeinsam mit Publikum und den anderen Lesenden entspannen sich in kurzer Zeit Gespräche über die verschiedenen Formate - das mochte ich sehr. Besonders schön: Kurzfristig sprang Oliver Teetz als Moderator des Abends ein. Wie gut wir harmoniert haben, zeigt der am Abend entstandende Schnappschuss aus dem Fotoautomat vor der Moritzbastei. Hihi.


Lesebühne Kunstloses Brot

Oktober 2018: Die Neuformation der Lesebühne hat es in sich.

Die Neuformation der Lesebühne Kunstloses Brot hat Energie!
Foto: Paul Köllner

Besonders gern erinnere ich mich zurück an die erste Lesung unserer Lesebühne in neuer Formation: Nach dem Ausstieg von Nils, dem bereits zweiten Gründungsmitglied, das unser Ensemble verlassen hat, suchten Marsha, Jan und ich nach einer Lösung: Wie sollte die Reise weitergehen? Ich bin total froh, dass wir uns für Ole und Bonny entschieden haben und die beiden an Bord holen konnten! Während Phonetics das Publikum und uns von Anfang an mit Beatbox-Künsten und Improvisationen an der Gitarre verzaubert, zeigt Bonny Lycen all ihre lyrische Versiertheit und Bühnenerfahrung als neues Brot. Die Premiere im Oktober war ein voller Erfolg und ich freute mich total, dass ich den Abend moderieren durfte. Und das Beste: Wir mögen uns und haben Spaß. Besser geht's nicht, oder? Ich bin gespannt, was noch so kommt ... als nächstes: Das Buchmesse-Spezial am 22. März.


Wörterspeise, Halle

November 2018: Lang geplant und endlich umgesetzt.

Halle und Leipzig: Ein Katzensprung trennt sie und dennoch hat es für mich wirklich lang gedauert, bis es endlich mal geklappt hat mit einem Auftritt bei Katja Hofmanns "Wörterspeise". Das Schmankerl, das mir erst im Nachhinein in Erinnerung gerufen worden ist: Jeder Auftritt wird liebevoll gefilmt und geschnitten! Und so entstand dieser Clip. Wie gut, dass ich nicht darauf geachtet habe wärend des Vortrags. So konnte ich das ganze entspannter angehen lassen. Katja gelang es auf jeden Fall, sehr sympathische Stimmung hinter der Bühne zu schaffen und sie kümmerte sich rührend um uns - ich fühlte mich sehr aufgehoben. Ein Punkt, der mir bei jedem Auftritt wirklich wichtig ist und den Abend zu einem macht, an den man sich gern erinnert.